Samstag, 15. November 2014

Östereich 2014 Teil 1 und die Frage nach dem Warum.


Eigentlich hatte ich geplant meine Urlaubsphotos aus Tirol zu posten, doch dann begann mein Kopf zu denken und so entstand dieser kleine Rückblick in meine Familiengeschichte, die man glatt verfilmen könnte. Vielleicht macht das verständlich, warum eine Berlinerin, "a Preissi'n" so gern und so oft nach Östereich in Urlaub fährt.

Wo gehts denn hin? "Nach Östereich", sage ich. "Ach, wieder dahin? Wird das nicht langam langweilig jedes Jahr aufs Neue? Ich meine, da ist doch kaum etwas, oder?"

So in etwa sind die Dialoge, wenn vor den Ferien nach den Urlaubszielen gefragt wird. Und so wie ich jährlich dorthin fahre, so werden jährlich auch die Augenbrauen hochgezogen, dass ich grad die Landschaft und die Ruhe dort so schätze. Jeden Urlaub in demselben Urlaubsresort mit All Inklusive Anlage zu verbringen bietet natürlich mehr Action, das ist mir schon klar. ;)



Im letzten Oktober habe ich aus Zeitmangel nicht aus meinem Urlaub berichtet, sondern euch nur einen Photopost hinterlassen mit Impressionen aus Salzburg. Dort war ich im vergangenen Jahr zum ersten Mal und fand es wunderschön. Allerdings ist Salzburg auch eine Großstadt mit historischem Kern inmitten einer schönen Landschaft. Das ländliche Östereich ist jedoch seit meinen ersten Lebensmonaten eine Zuflucht und Ruheoase geworden. Nach Östereich zu kommen heisst für mich Abschalten vom Alltag, der Kopf hört auf zu rattern und die Uhren gehen langsamer. Kein TV, keine Arbeit, kein Internet, maximal SMS wenn die Übertragung funktioniert. Ein wenig Wandern, ein wenig shoppen, viel lesen und Ausruhen und die frische Luft genießen. Den klaren Sternenhimmel beobachten, auch wenn man dazu mit zig dicken Decken auf dem Balkon sitzt und heißen Jagatee trinken muss. Ein wenig Familienleben mit lieben Leuten, die man leider zu selten sieht. Deftig leckeres und ländliches Essen, nicht immer gut fürs Cholesterin, aber dafür lebt man allgemein dich gesünder als oft zuhause.Meist dauert diese Idylle nicht lang, maximal eine Woche, doch danach bin ich wieder gewappnet für den Alltag, auch wenn das Heimkommen schwer fällt.

Das Alles nahm seinen Anfang weit weit vor meiner Zeit, nur 10 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg. In Kundl, nicht weit von meiner Bleibe in Tirol, lernten sich meine Großeltern kennen und lieben. Dabei kamen beide aus Berlin und wohnten nach Luftlinie nur 3km auseinander. Danach begann für beide Familienteile eine wunderbare Zeit und auf der Suche nach einem Urlaubsdomizil nach der Hochzeit landeten die beiden in Niederbreitenbach, kurz hinter dem Grenzübergang bei Kiefersfelden bei der Familie Dietre. Meine Mama wurde geboren und auch sie verbrachte einige schöne Kindheitstage in Niederbreitenbach, das eigentlich zu Kufstein, der nächstgrößten Stadt, gehört. Als Kind war sie dort frei von allen Zwängen und Wirren, die man als Kind der 60er Jahre durchleben musste. Und was sich liest, wie eine Jahrtausend-Dokumentation des ORF ist meine Familiengeschichte. Doch Urlaub in Östereich geriet durch Sorgen und Zwistigkeiten in Vergessenheit. Die Kinder, also auch meine Mama wurde irgenwann nicht mehr mitgenommen in den Urlaub. Weitere 15 Jahre später heirateten meine Eltern (Ihren ersten Hochzeitstanz gaben sie zum Kufsteinlied) und meine Mama zog die Sehnsucht nach Tirol und infizierte meinen Papa ebenso. Die Familie Dietre durfte nicht mehr Zimmer vermieten und so suchten sich meine Eltern eine andere Unterkunft in Niederbreitenbach in einer Zeit, in der eigentlich jede Familie Zimmer an Urlauber vermietete.

Nach kurzer Zeit lernten sie die Familie Schwarzenauer kennen und seit jeher verbringen wir unseren Östereichurlaub bei ihnen. Meine Eltern nun schon seit 1982 und ich, seitdem ich lebe. Eine wahnsinnig lange Zeit in der sich viel geändert hat. Man erlebt den Wandel eines Ortes und einer Gegend, lebt weit weg davon, und ist dennoch Teil davon. Mit dem Bürgermeister des Ortes ist man inzwischen freundschaftlich verbunden und wird als Inventar bezeichnet. Man verliert und gewinnt Freunde und auch Leute, die einen näher stehen als manch Familienmitglied und die einen kennen, seitdem man 3 Monate alt war..Die Liebe zu dieser Gegend, so habe ich den Eindruck, bleibt jedoch über Generationen hinweg konstant. Manchmal kommt mir der Urlaub surreal vor, wie eine Parralelwelt und wie in einer Luftblase, abgeschottet vom Chaos und ein anderes Mal fühle ich mich wirklich zuhause, auch wenn ich so gesehen mehrere auf dieser Welt habe.





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